Bei aller berechtigten Kritik an Kommerzialisierung und Sicherheitsparanoia rund um die WM entsteht der Eindruck, dass der Naturfreundejugend Berlin die Feindbilder ausgehen. „Vorrundenaus 2006 – Deutschland vom Platz fegen“ ist das Motto einer Kampagne der Friedrichshainer Aktivisten, die mit Klischees von einst aus der Bedeutungslosigkeit zu flüchten versuchen.
Fußball schafft einen Raum, in dem zum Beispiel Nationalismus und Sexismus besonders offensiv und aggressiv ausgelebt werden. Bei Fußballspielen ist es selbstverständlich und gesamtgesellschaftlich legitim „für Deutschland“ zu sein.
So sind wir eben. Bierbäuchige Proleten, die ihre reaktionären Vorlieben in den Stadien der Nation ausleben.
Und dass Fußball nichts für Frauen ist, fußballspielende Frauen langweilig anzusehen sind und man als weiblicher Fußballfan nur dann akzeptiert wird, wenn man sich entweder besonders gut mit der Materie auskennt oder besonders wenig an hat, scheint ebenfalls allgemeingültig.
Muss man das verstehen? Vermutlich nur, wenn man seine Jugend auf Friedens- und Anti-Atomkraft-Demos verbracht hat. Schön ist ja, dass wir viele dieser Menschen in etablierten Zirkeln sehen werden, sobald ihre Einkommenssituation dies zulässt. Vermutlich sitzen sie dann in Business-Lounges der Arenen, huldigen dem schnöden Kapital und freuen sich über ihre ausgeprägte politische Korrektheit.
Abgesehen davon ist die Kritik am angeblichen Sexismus so aktuell wie das C-Netz. Das weibliche Anhänger einen stark wachsenden Anteil am zahlenden Publikum ausmachen und das nicht nur als Anhängsel ihrer chauvinistischen Beherrscher, scheinen die Kämpfer für eine bessere Welt irgendwie verpasst zu haben. Der Slogan „Deutschland vom Platz fegen“ wirkt jedenfalls irgendwie niedlich 80er antiquiert.
Gefunden via finale.blogsport.de.